Wenn man mit Menschen die ein Rechenzentrum (RZ) betreiben spricht und in RZs zu tun hat, machen je nach Betreiber-Modell und Tier-Level ganz unterschiedliche Green IT-Maßnahmen Sinn. Man darf sich hier nicht wundern oder abschrecken lassen, wenn bestimmte Maßnahmen nicht umgesetzt werden oder werden können. Viel mehr ist erstmal zu klären „Was ist eigentlich das Modell des Rechenzentrum?“
Einen besonderen Fall stellen Colocation-Rechenzentren dar. Diese möchte ich heute mal herausgreifen:
Colocation Rechenzentren vermieten einfach nur Platz in einer großen RZ-Einheit. Diese Dienstleistung erfreut sich bei KMU’s stetiger Beliebtheit, weil dadurch u.a. der oftmals kostspielige Betrieb eigener RZs/RZ-Räume vermieden werden kann. In einem Colocation-RZ mietet man gewöhnlich entweder Platz in Racks, ganze Racks oder sog. Cages (physisch sicher abgetrennte Bereiche mit Platz für mehrere Racks/Rackreihen). Dazu bucht man ein gewisses Kontigent an Strom für die IT, sowie Traffic außerdem bekommt man eine definierte Kühlleistung zugesichert. Soweit das ganze aus Kundensicht.
Der Colocation-Betreiber weiss aber nie exakt, was machen denn eigentlich meine Kunden auf dem gemieteten Raum?
Der eine Kunde, stellt nur ein paar wenige Einstiegs-Server hin, während der andere Kunde seinen Platz vollpackt mit Highend-Servern. Der Colo-Betreiber muss also unabhängig davon immer die vertraglich zugesicherten Leistungen (insb. hinsichtlich Strom und Kühlung erbringen) und hat dazu noch das Problem in seinem RZ eine äußerst heterogene IT-Landschaft zu haben. Kein Colo-Betreiber wird Vorschriften hinsichtlich Virtualisierungsgrad, zu verwendender Hardware oder Packungsdichte o.ä. machen, das würde die Kunden abschrecken. So ist es auch verständlich, weshalb bis heute kein Colo-RZ den Blauen Engel hat, der in vielen Bereichen sehr genaue Vorgaben macht.
Weitere Probleme wie z.B. das Überdimensionieren von USVs und Nostromanlagen, sowie verschenkter Platz&Lufthindernisse durch Cages kommen aus Green IT-Sicht dazu. Außerdem muss immer hinreichend Fläche für weiteres Wachstum des Colocation-RZs verfügbar gehalten werden und teils auch „mitgekühlt“ werden.
Ich will keinesfalls sagen, dass Colocation schlecht ist. Trotz ihrer Green IT-Probleme ist ein vernüftig umgesetztes Outsourcing in Colocation-RZs in vielen Fällen besser für Umwelt als der RZ-Eigenbetrieb. Dennoch müssen hier weitere Lösungen gefunden werden. Ich sehe die Lösungen für die Colocation-RZ-Betreiber, dass auf folgende Maßnahmen zurück gegriffen wird:
- intelligentes Freiflächen-Management, möglichst wenig leere Fläche mitkühlen, z.B. durch geschickte Abtrennung ungenutzer Bereiche
- Kundenschulungen! Dem Kunden (Colo-Mieter) zeigen was er bzgl. Green IT machen kann um insbesondere Stromverbrauch und Abwärme zu minimieren
- eine wir würden uns Wünschen-Liste für jeden Kunden, z.B. wir würden uns wünschen wenn du Server XYZ verwendest, oder wir würden uns wünschen wenn du deinen Stromverbrauch mit intelligenten PDUs misst, wir würden uns wünschen wenn du virtualisierst uswf….
- Kunden die ihre IT sehr optimiert betreiben belohnen, oder z.B. in Newslettern oder auf Events an andere Kunden als Best Practices vorstellen.
- evtl. nur Vermietung von Racks mit intelligenten PDUs und Aufbau eines Art Meta-DCIM-Systems an das jeder Kunde andocken muss.
- Den Kunden den Gesamtverbrauch und die Umweltkosten des Rechenzentrums (PUE, Stromverbrauch, Anzahl Server etc.) regelmäßig aufzeigen und visualisieren.
- Kunden mit sehr ineffizienter IT ansprechen und kostenlose Beratung anbieten
Mit diesen Maßnahmen und wahrscheinlich noch ein paar mehr, sähe die Colocation-Welt schon deutlich grüner aus. Ganz mutige Colo-Anbieter sollten sich sogar einmal trauen – zur Erreichung einer homogeneren IT-Landschaft – ihren Kunden gezielte Vorschriften zur Hardware zu machen. Oft sind es die bisher unvorstellbaren Dinge, die einen wahren Entwicklungsschub bringen.